Enti, Drachenbaby, Mausebär, Kleiner, Bub. Manchmal aber auch Saubär, Kaltblut, Teufelchen oder Blödkopf – all die gemeinsamen Jahre durch hast du viele Namen bekommen, mein Kleiner. Immer jedoch warst du vor allem eines für mich: meine große Liebe!
Khayman, du wirst heute 9 Jahre alt. Wenn ich dich ansehe, geht mein Herz auf. Ich sehe ein starkes, wunderschönes und vor allem glückliches Pferd. Ich sehe, welch starken Charakter du in den letzten Jahren entwickelt hast. Ich meine, langsam sogar ein wenig Sanftmut darin zu erkennen – stimmts, mein Bub?
Doch wenn ich dich ansehe, dann sehe ich vor allem auch all die vergangenen, gemeinsamen Jahre an mir vorbeiziehen. Ich spüre all unsere Momente des Glücks, als wären sie gestern passiert. Doch ich spüre auch, wie mich die Traurigkeit und Verzweiflung unserer dunklen Zeiten streift…
Khayman, weißt du noch, als wir uns das erste Mal sahen?
Du warst ein kleiner Knopf von gerade mal einem Jahr und standest in der Box, um auf mich zu warten. Warten war noch nie so dein Ding, stimmts? Imponieren dafür, ja, das konntest du! Und das hast du mich vom ersten Augenblick an. Als du in der Halle mit deinen noch kleinen Stakselbeinchen herumgeflogen bist, war ich mir sicher: Dies hier ist das allerschönste Pferd auf der ganzen Welt! Und genau das bliebst du immer für mich… Keine Sekunde zögerte ich, dich zu nehmen. Auch nicht, als wir beide alleine in der Box standen, um uns kennen zu lernen – du warst einfach unmöglich. Weißt du noch, wie unbeholfen ich neben dir stand, als du einfach meine Putzbürste ins Maul genommen und nicht mehr hergegeben hast? Ich sitze hier und muss so lachen, wenn ich daran denke. Du warst schon immer so sehr DU, mit Herz und Feuer und Flamme. Und dafür liebe ich dich, in jedem Moment!
Khayman, weißt du noch, wie unsere ersten gemeinsamen Spielversuche auf der Koppel aussahen?
Kannst du dich an dieses alles durchströmende Glücksgefühl erinnern, wenn einfach nichts anderes zählte, als gemeinsam im Sonnenschein über die Koppel zu toben? Schon immer hast du es auf magische Art geschafft, mich in deine eigene Traumwelt mitzunehmen. Ich liebe diese Welt und heute kann ich sagen, dass sie unser gemeinsames Zuhause geworden ist und immer sein wird.
Khayman, weißt du noch, wie anstrengend unsere ersten Spaziergänge ins Gelände waren?
Wir liefen gemeinsam neben Jimmy her – ungefähr 3 Sekunden lang. Dann gings du ab wie eine Rakete. Wohin sich die Energie entladen wird, das wusste man bei dir nie so recht. Sicher war jedoch, dass es früher oder später passieren würde. Wahlweise wurde ich von dir gebissen, angestiegen oder durch den Dreck gezogen. Wie gut ich mich daran erinnere, dir im Gelände hinterher zu rennen. Jimmy und Mama standen am Weg und haben sich beide die Seele aus dem Leib geschrien. Und du kleiner Scheißer hattest deinen Spaß, fremde Gegenden zu erkunden. Du wusstest ja, früher oder später würd Mami dich abholen und zurückbringen. Du kleiner Frechdachs, wie Angst ich schon um dich hatte!
Khayman, weißt du noch, als wir das „Reiten“ für uns entdeckten?
Ich saß minutenlang auf dir, völlig frei im Paddock, und wir beide hätten platzen können vor Stolz? Schon damals schüttelten die Menschen gerne den Kopf über uns. Doch wir liebten es, die Dinge auf unser Art zu machen, stimmts?
Khayman, weißt du noch, als du Druse bekamst?
Jeden Tag musste ich dein Wunde am Kiefer aufmachen und spülen. Weißt du noch, wie tapfer du warst und wie stark du gekämpft hast? Wir hatten solch ein Mitleid und solche Sorge um dich. Doch du gabst nicht auf, das tatest du nie. Jeden Tag wieder kamst du zu mir und hast dein Schicksal in meine Hände gelegt. Mir steigen die Tränen in die Augen, denn ich weiß: vom ersten Tag an hast du mir all dein Vertrauen geschenkt, all deine Liebe und Hingabe. Dieses Geschenk ist für mich das größte meines Lebens und ich werde es mit all meiner Kraft hüten und pflegen.
Khayman, weißt du noch, als du mich das erste Mal im Galopp trugst?
Wir waren natürlich im Gelände unterwegs, ohne Sattel, denn sowas hatten wir damals noch nicht. Es ging ein wenig den Hügel hinauf und wir beide hatten den selben Gedanken im Kopf – im nächsten Moment begannst du zu fliegen und unser Glück hätte nicht größer sein können! Wie stolz wir uns danach umdrehten und lachend Mama und Jimmy erzählten, was sie eben eh schon gesehen hatten. Schon damals hattst du immer die Nase vorn, mein Kleiner…
Khayman, weißt du noch, als du das erste Mal Schmerzen im Bein hattest und der Tierarzt zur Untersuchung kam?
Nach all den Monaten und all den ergebnislosen Untersuchungen warst du immer noch so tapfer. Die Sorgen brachten mich oft dazu, weinend in deinem Stall zu sitzen. Ich dachte daran, das Reiten aufzugeben. Doch dich? Keine Sekunde habe ich je daran gezweifelt, dass du zu mir gehören würdest. Wir gehen unseren Weg gemeinsam, was auch immer kommen mag!
Khayman, weißt du noch, als wir gemeinsam die Langsamkeit entdeckten?
Meister werden wir wohl nie darin werden. Doch im Sommer vor 2 Jahren, als wir einen Neuanfang wagten, tat es so gut, einfach ein paar Monate runterzufahren. Unzählige Stunden haben wir gemeinsam im Wald verbracht, den Vögeln beim Singen zugehört und den Duft der Bäume eingesaugt. Mit dir an meine Seite ist die Welt einfach besser.
Khayman, weißt du noch, als wir zwei volle Tage lang gemeinsam die Stunden zählten, eingesperrt in eine Klinikbox?
Nach deinem allergischen Schock waren wir einfach nur froh, dass du wieder auf dem Weg der Besserung warst. Aber die Stunden in der Enge der Box kamen uns wie Monate vor. Wie gut es sich anfühlte, dich danach wieder in deinen großen Offenstall zu bringen. Niemals werde ich dich einsperren mein Kleiner – ich habe genau gespürt, wie schlimm sich das anfühlt.
Khayman, weißt du noch, wie wir das erste Mal gemeinsam gesprungen sind?
Allzu hoch war das Bäumchen wohl nicht, aber wir beide wären danach vor Stolz fast geplatzt, erinnerst du dich? Noch immer bist du für mich das größte Springpferd überhaupt, auch wenn wir wohl nie höher als einen halben Meter gesprungen sind. Doch auf deinem Rücken durchs Gelände zu streunen fühlt sich einfach an wie Heimkommen. Mit all deinen wilden Aktionen und Hüpfern weiß ich doch, wie sehr du auf mich aufpasst.
Khayman, weißt du noch, all jene Momente, in denen ich dir ins Ohr flüsterte, wie sehr ich dich liebe? Dass du das beste Pferd auf der ganzen Welt bist?
Mein Kleiner, ich verspreche dir: Dieses Gefühl wird niemals verebben. In dieser wilden Welt ist nichts gewiss – doch mit Sicherheit weiß ich, dass ich dich immer lieben werde wie am ersten Tag! Mit dir an meiner Seite weiß ich, dass das Leben Sinn hat.
Auf die nächsten 9 Jahre und noch unzählige weitere, mein Herzensfreund! <3
Schon ein Jahr ist wieder vergangen, als ich dir in 8 Fotos meine Liebe gestand, kleiner Wirbelwind! Die Zeit vergeht…
23. April 2016 um 22:11
Wie wundervoll geschrieben ♥ man merkt die Liebe, die in jedem Wort steckt 🙂 ich meinte schon so oft, meinen Zwergi aus deinen erzählungen von Khayman heraus wieder zu erkennen und gerade musste ich echt grinsen, weil wir quasi dieselbe Situation hatten, als wir uns kennen lernten und er mir, als ich zum ersten mal in seiner damaligen Box war, ebenfalls das Putzzeug wegschnappte und nicht mehr hergeben wollte:D und mir eigentlich schon da klar war, den geb‘ ich nie mehr her! 😉
24. April 2016 um 10:18
Ach lustig, das hört sich ja nach einem heimlichen Zwilling an! 😉 Wie sie uns manchmal gerade mit solchen Situationen um den Finger wickeln können, ist schon verrückt, gell? 🙂
24. April 2016 um 14:44
Haha wer weiß? 😉 ja total 🙂
25. April 2016 um 11:30
Wow, mir kamen gerade fast die Tränen, so toll ist das geschrieben. Auch mein Arabi-Stütchen hat ständig ein Wehwehchen, immer gerade dann wenn es mal mit dem Reiten einigermaßen klappt, so dass sie dann meist für Wochen ausfällt, dann war’s das wieder mit dem Fortschritt. Manchmal bezweifle ich schon dass sie überhaupt ein Reitpferd ist, aber ich würde sie nie verkaufen, die freche Maus hat mir schon vor fünf Jahren das Herz gestohlen 🙂
25. April 2016 um 21:36
Ich kenne das von Khaymi ja leider auch. Aber ohne es verschreien zu wollen, haben wir schon wirklich lange eine gute Phase – vielleicht ist man ja doch irgendwann „durch“ mit all den Wehwehchen? 😉 Ich wünsche euch Beiden auf jeden Fall alles Liebe und freue mich von Herzen zu hören, dass deine Maus so ein wunderbares Zuhause hat! <3